Sonntag, 20. März 2011

Pray, hope and donate

Moin,
den folgenden Blogpost widme ich dem momentanen Weltgeschehen.

Weit ausholen brauche ich ja nicht, wir alle wissen mehr oder weniger was in Japan los ist. Erdbeben, Tsunami und der eventuelle atomare Super-GAU. Die Welt schien erstarrt, in den Medien sah man nichts anderes, überall wird darüber geredet. So weit so schlecht.
Doch nun das Spannende: Nach einer Zeit entwickelte ich ein komisches Gefühl: Ich fühlte mich genervt. Genervt, weil ich überall mit diesen Infos, diesen Bildern, diesen Kommentaren zugeballert werde. Facebook, Zeitungen, Fernsehen, Radio – fast überall war das Leid zu hören, zu sehen und fast schon zu fühlen. Es nervte mich, dass das Leid einen fast schon inflationären Wert bekommt, weil ich mich so oft damit auseinandersetzen muss. In Anbetracht der Tatsache, dass Tausende von Menschen starben, Millionen um ihr Leben bangen und Milliarden in der Welt mit ihnen bangen, ist ein Gefühl des Genervtseins eigentlich unpassend, um es milde auszudrücken. Vielleicht einfach eine unmoralisch wirkende psychologische Schutzreaktion?
Aber ich habe von ein paar gelesen, dass sie ähnlicher Meinung bzw. ein ähnliches Gefühl verspüren. Schön, dass ich nicht der Einzige bin : )

Besser formuliert hat es folgender Artikel, der eigentlich primär die jüngsten Geschehnisse im arabischen Raum kommentiert. Traurigerweise haben wir nun einen zweiten Bezugspunkt.

Eine interessante Stelle des Artikels möchte ich hier zitieren:
„Es mag sich zwar irgendwie richtig anfühlen, Solidarität mit der arabischen Jugend im Netz zeigen, indem man unterstützende Worte irgendwo hinschreibt. Aber es hat viel davon, jemandem in einem brennenden Haus freundlich zuzuwinken.“

Ähnlich lässt es sich auf Japan übertragen. Pray for Japen, Hope for Japan und wie die Slogans alle heißen; Es ist nichts Falsches dran, sich dieser Bewegung anzuschließen. Doch frage ich mich, ob jene Menschen, die dies bei Facebook schrieben auch dazu bereit sind eine andere Art von Hilfe zu Leisten. Ich denke dabei beispielsweise an Spenden. Vielleicht sollte der neue Slogan „Donate for Japan“ heißen, denn bei allem Respekt -  Beten und Hoffen wärmen nicht so sehr wie eine Decke.

Ein anderes Thema sollte auch noch angesprochen werden. Es scheint, als ob es Menschen gibt, die das Erdbeben mit einer Art Racheaktion für Pearl Harbor vergleichen. Die Kommentare, mitsamt Name und Bild der Verfasser, kursieren momentan im Internet herum. Es sind Kommentare, die bei vielen einfach nur auf Unverständnis und Wut stoßen. Wie kann man eine solche Katastrophe gutheißen?
Auch dazu habe ich einen SpiegelOnline-Artikel, der die Situation ziemlich gut beschreibt. Meiner Meinung nach im Ton viel zu diplomatisch, aber für ein Zeitungskommentar angemessen:

Am Ende stellt sich uns die Frage: Was bedeutet das Ganze für uns? Welche Entschlüsse können wir ziehen? Was können wir daraus lernen?
Meine Vorschläge:
So philosophisch angehaucht wie ich bin gibt es zunächst Konsequenz a):
Ethik in der Wissenschaft. Ein Gespenst, oft ignoriert, doch präsent… mehr oder weniger. Ethik ist ein zentrales Thema in der Atompolitik. Die angestoßene Debatte über Atompolitik ist im Kern (Wortspiel, aber zu ernstes Thema um drüber zu lachen T_T) nichts anderes als Ethik.
Aber auch Ethik von Seiten der Verantwortlichen dieser Kraftwerke: Es scheint, als ob Japans Vorstand Berichte gefälscht haben soll. Vertuscht, klein geredet. Ethisch unverantwortlich und schlichtweg falsch.
Konsequenz b): Wie können wir in der Zukunft ähnliches verhindern oder zumindest lindern? Meine Leserschaft ist ja noch relativ jung; Engagierte können sich beispielsweise in die seismologische Forschung einsteigen. Oder beim THW. Lernen und Forschen – für eine bessere Zukunft : )

In diesem Sinne,
horst


7 Kommentare:

  1. ich hoffe nicht, ich bete nicht, ich spende für japan....lol
    und wenn andere gläubige Menschen beten und hoffen brauchen, um nicht vollkommen in Angst und Schrecken zu leben, dann lass sie doch
    jeder soll das machen, das er für richtig hält und im Augenblick gibt es (noch) keine große Auswahl an möglichen Hilfstätigkeiten für Japan

    ich finde nur nicht, dass man mit einer großen Portion Ignoranz an Japan rangehen sollte, denn sowas unvorhersehbares haben sie sicherlich nicht gewollt
    aber ein paar aufmunternde Worte können einem Menschen in Not schon Kraft geben, um weiter zu kämpfen^^

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  2. warum sollte es noch keine große auswahl an möglichen hilfstätigkeiten geben? ich könnte eine auswahl von deutschen und internationalen hilfeorganisationen nennen, die gerade vor ort sind und spenden benötigen.

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  3. ya, aber du kannst auch nur hinspenden

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  4. ich versteh nicht worauf du hinaus willst

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  5. Fakt ist: Die Menschen können beides gebrauchen. Das Gefühl dass sich die Menschen rund um die Welt Gedanken machen und das Beste hoffen, und den materiellen Beistand, der sich in Nahrungsmitteln, medizinischer Verpflegung, und Überlebensequipment äußert. Zweiteres ist aber im Moment notwendiger, um vor Ort effektiv Leben zu retten. Und darauf wollte Horst denk ich hinaus, Minhxi ^^

    Meinen Standpunkt zu diesem Thema kennst du ja Horst (außerdem ich bins, Furby), aber ich werde ihn hier gerne nochma erläutern:

    Ich finde es wirklich super, dass sich soviele Menschen mit den Japanern verbunden fühlen, und helfen wollen. Man wird jeden Tag mit dem Geschehen konfrontiert, sieht schreckliche Bilder, und hört traurige Erfahrungsberichte. Es wäre schrecklich, wenn dies keine Welle des Mitgefühls auslösen würde. Aber was ich an der ganzen Medialen Resonanz nicht gut finde ist, dass vieles als Eigenvermarktung benutzt wird. Jeder scheint dazu etwas zu sagen zu haben, jeder will sein Mitgefühl öffentlich ausdrücken, jeder will den virtuellen "Like-Button" bei Facebook anklicken, jeder will plötzlich über die Atomkraft diskutiern und und und.

    Hier in Deutschland sieht man es ganz drastisch: Kurz nach dem Tsunami und dem Beginn der AKW Katastrophe fingen hier die ersten an, innenpolitische Atomdebatten wieder ins rollen zu bringen. "Mithilfe" der Geschehen wird zum Beispiel hier in Deutschland schmutziger Wahlkampf betrieben. Nicht mehr das Leid in Japan kursiert hier durch die Zeitungen, sondern die Mögliche atomare Gefahr durch die AKWs in Deutschland. Noch verrücktere Menschen sind die Tage zum Elektrofachgeschäft gerannt und haben sich Strahelnmessgeräte gekauft, um hier in Deutschland Strahlung messen zu können ... Dies ist unter Anderem das Resultat einer täglichen Konfrontation mit einer atomaren Katastrophe, die uns Menschen zur Panik verleitet.

    Eines noch zu diesen ganzen Slogan:

    Alleine schon die Tatsache, dass so viele derer, die vorher nie etwas mit Glauben am Hut hatten, solche Slogan wie "Pray for Japan" predigen oder stumpf unterstützen, zeigt doch, dass sich viele garkeine wirklichen Gedanken darüber machen. Es ist der "Glaube" daran, dass durch das bloße "Liken" eines allmählig abgedroschenen Spruchs, etwas Gutes getan wurde, und man somit aus der "Affäre" gezogen wird.

    Wieviele Menschen haben Haiti in der Form unterstützt? Oder die Nordafrikanischen Staaten? Klar, Japan ist ein alter westlicher Verbündeter, mit einer atemberaubenden Kultur. Aber vieles, was aktuell geschieht, ist pure Heuchelei geworden.

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  6. Achja, jetzt hab den letzten Abschnitt deines Blogs komplett unkommentiert gelassen, noch ein kleiner Teil dazu:

    Wissenschaft ohne Ethik ist äußerst gefährlich. Denn die Ethik zeigt uns unsere Grenzen auf. Nicht die Grenzen des Machbaren, sondern die Grenzen des moralisch Erlaubten! Ein Blick auf den Aufbau der Studiengänge zeigt aber eine erschreckende Wahrheit: Du wirst fast in keinem Naturwissenschaftlichen Studiengang eine umfassende ethische Ausbildung bekommen. Die heutigen Wissenschaftler werden also garnicht auf die Verantwortung, die sie haben, vorbereitet. In der Hinsicht lässt sich eine Rückentwicklung innerhalb der Naturwissenschaft erkennen. Damals war das Spektrum noch nicht all zu groß, sodass man sich umfassendere Gedanken machen konnte und die Grenze zwischen Philosophie und Wissenschaft fließend verlief. Heutzutage ist ein solches allumfassendes Wissen nicht mehr möglich. Das Problem ist, wie gesagt, dass man die Ausbildung gerade an der falschen Stelle gekürzt hat: nämlich an der ethischen Schulung.

    Wissenschaftler müssen sich ständig im klaren darüber sein, wo die Grenzen liegen. Denn sobald Wissen in die falschen Hände kommt, kann es zu einer mächtigen Waffe nicht nur gegen die Menschen, sondern gegen unsere ganze Welt werden.

    Meine Fragen sind jetzt:

    Wo liegen diese Grenzen? Ist das menschliche Streben nach Wissen und Fortschritt ab einem gewissen Grad verwerflich? Wer garantiert uns, dass Forschung nur zum Wohle der Menschheit betrieben wird? Und wer trägt letzten Endes die Verantwortung dafür?

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  7. Am Ende leben wir eh in einem iRobot-Film.
    -Billie Jean hat gesprochen.

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