Montag, 21. Februar 2011

Krass

Hi Leute,
ich sollte in dem Moment eigentlich längst schlafen, da ich in wenigen Stunden bereits wieder auf dem Weg zur Uni sein muss. Der Grund, warum ich stattdessen dabei bin, ein Blogpost zu verfassen, ist eine Dokumentation, die ich soeben geschaut habe. Manche von euch wissen, dass ich ein Doku-Junkie bin und auf (coole) Dokumentationen stehe. Normalerweise bevorzuge ich wissenschaftliche, historische, politische oder wtf-Dokumentationen (Geschichte der Rasierklinge), doch die Doku eben hat mich einfach krass getroffen.

Die Doku handelte über verschiedene Männer, die in den USA, Texas, zum Tode verurteilt wurden. Es waren Aufnahmen und Interviews  kurz vor der eigentlichen Hinrichtung. Ob sie schuldig waren und ob sie es verdient habe, steht hier nicht zur Debatte. Aber wie sie von ihrer Verurteilung, wie sie von ihrer Tat und von ihren sozialen Hintergründen sprachen – es war einfach erschütternd einen Menschen sprechen zu hören, der genau weiß, dass er in einer Woche oder 24 Stunden sterben wird. Ich erinnere mich an einen Mann, der sich wünscht, dass in den folgenden 24 Stunden nichts dazwischen kommt. Er wollte, dass es endlich aufhört. Vollkommen nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass er davor 15 Jahre damit verbracht hat, sich auf diesen Moment vorzubereiten.

Mich hat das Thema um ehrlich zu sein nie groß interessiert – natürlich empfand ich diese Sache immer als eine ernste und wichtige Sache. Aber im großen Rahmen der menschlichen Probleme, fand ich das Thema Hinrichtungen eher nebensächlich. Welthunger, AIDS, Naturkatastrophen usw. waren für mich da irgendwie „wichtiger“, weil es ja schließlich mehr Menschen betrifft. Die Zahl der Hingerichteten (China, Nordkorea, Arabische Länder mit eingebunden) ist, ohne jetzt konkrete Zahlen nennen zu brauchen, mit großer Wahrscheinlichkeit geringer als die der „anderen“ Opfer. Wer mit dem Begriff Utilitarismus etwas anfangen kann, weiß, dass diese Form der Ethik bei mir anscheinend gegriffen hat. Wer sich näher damit befasst hat, kennt auch die Schwächen dieser Ethik – woher wissen wir nun, dass das Leid von 100 Menschen mehr wiegt, als das von 10 Menschen? Ist das Leid von einem Menschen, der Jahrzehnte mit dem Datum seines Todes klarkommen muss, kleiner als der Hunger eines zentralafrikanischen Waisenkindes? Rhetorische Frage.
Ich will hier auch nicht zu sehr ins Detail gehen, sondern nur meine Gedanken niederschreiben, die mich gerade innerlich so aufwühlen. Ich habe mich nur kurz in die Lage dieser Sträflinge hineinversetzt und spüre jetzt schon diese gigantische Unruhe, die einen beherrscht. Krass.

Ohne euch jetzt dazu zu zwingen, es euch reinzuziehen, denn das Gefühl, das ich gerade in mich habe, ist kein schönes – aber ich denke man sollte sich als Mensch mit diesem Thema auseinandergesetzt haben –  darum: zieht‘s euch rein. Nach fast 15 minütiger Suche habe ich endlich den Titel dieser Doku gefunden (Teletext von N24, gebt euch den Scheiß!) und nach weiteren 15 Minuten habe ich nun endlich den Link zum Video.

http://www.n24.de/news/newsitem_6352824.html 
Titel: "Im Todestrakt - Warten auf die Hinrichtung"
Unter dem großen Foto einfach das Video anklicken.

Dieser Blogpost dient nicht dazu, das Thema „Hinrichtungen“ allgemein aufzugreifen, jedenfalls nicht primär. Ich wollte eigentlich nur ein Gefühl zeigen, das durch Worte und Bilder von innerlich zum Sterben bereiten Menschen hervorgerufen wurde. Spart euch übrigens eure Kommentare, die sich gegen meine Männlichkeit richten – ich weiß, ich bin awesome. *COOLESSONNENBRILLENSMILEY*

19 Kommentare:

  1. Wow, ich habe so sehr mitgelitten.

    "Mami hat dich lieb. Wir sehn uns im Himmel wieder."
    Da war ich mit meinen Nerven am Ende.

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  2. ganz ehrlich
    in manchen situationen sind hinrichtungen die erlösung für denjenigen

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  3. stimmt - aber auch nur weil die justiz und die gesellschaft die knastzeit bis zum tod zur qual gemacht haben.

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  4. Insgesamt ist das wohl ein "Dilemma" Thema. Gerechtigkeit ist kein fassbarer Begriff. Wir versuchen diese mithilfe der Justiz dennoch so weit wie möglich ( oder auch nicht?) zu verwirklichen. Inwieweit das gelingt, lassen wir - wie Du schon sagtest- einfach mal außer Acht.

    Betrachtet man die zu Tode verurteilten an sich stellt sich mir die Frage, ob wir wirklich in unserer modernen Welt verstanden haben, was Humanität bedeutet. Andererseits ist das eine "Folge" der Justiz, also eine Bestrafung für den schwerwiegenden Verstoß gegen Verbote. Zieht man hierbei die "Opferseite" hinzu könnte man - je nach Straftat- diese "Erlösung" sogar als ungerecht betrachten. Das stellt jedoch wieder die Menschlichkeit von uns Menschen in Frage etc. eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt, ein Dilemma.

    Ich finde es schon krass, wie eine Dokumentation doch "die andere Seite" ausschöpfen kann. Das wird noch eine Weile meine Gedanken beherrschen.
    Zwar fiktiv aber auch zum Thema Hinrichtung fällt mir der Film "The Green Mile" ein- guter Streifen :)

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  5. sollte man mit samthandschuhen angefasst werden, wenn man 20 menschen auf den gewissen hat oder 4 menschen geschändet hat oder oder oder???
    ich bin froh, dass solche menschen weggesperrt werden

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  6. In welcher Gesellschaft leben wir denn nun, dass man anfängt für Straftäter und Mörder Mitleid zu empfinden? Ich weiß, das klingt sehr unhuman, allerdings was soll man stattdessen für die Betroffenen tun? Eine Tagesralley und einem Kaffee mit Sahnetortchen?

    Sicherlich ist die Anspannung und das Unbehagen sehr groß, wenn man ganz genau weiß, dass man an jenem oder anderem Tag hingerichtet werden wird. Allerdings, ist es fragwürdig und streitbar, ob beispielsweise das Leiden eines Krebskranken nicht höher ist, wenn er die Diagnose erhält, dass er in den nächsten Monaten mit Sicherheit sterben wird aber den genauen Todestag nicht kennt.

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  7. @papa: was mich fast noch mehr schockierte waren die meinungen der befragten texaner zur todesstrafe. eben da kam heraus was man als human bezeichnen kann oder nicht. für viele texaner war es einfach human eine "schlechte handlung -> bestrafung" regel die der kindlichen erziehung gleicht.
    green mile..hmm hab ich schon mal gehört. vllt auch schon mal geguckt oO ah nee das war 8 mile xDDD

    @minhxi: wegsperren ist total okay aber das todesurteil ist hier das bedenkliche.

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  8. @anonym: ich lebe in einer gesellschaft in der man selbst mörder noch als menschen betrachtet. mitleid ist menschlich, also ist es wohl eine gesellschaft von menschen. dennoch - klar, das mitleid hält sich in grenzen, wenn man auch die opferseite betrachtet.

    gutes beispiel um gegen meine meinung zu argumentieren, lässt sich auch super abstrahieren: würde ein mensch das datum seines todes erfahren wollen? darüber kann man sich jetzt lange streiten, denn beides hat vor und nachteile. demnach hat das todesurteil auch seine vorteile.

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  9. Mitleid haben wir (zum Teil) nur weil wir die rehabilitierte Gestalt des Täters sehen. Wenn wir in den Nachrichten sehen würden "Mann tötet Frau und Kind ohne jeglichen Grund" o.ä. dann würden wir uns in die Angehörigen hineinversetzen und dem Täter das schlimmste wünschen.
    Seid mal ehrlich, wer würde da sagen.. 'Aber der Täter weiß bestimmt das es falsch war..'

    Trotz allem muss man bedenken, wie ist wirklich der beste Weg einen Menschen zu bestrafen?
    Beispiele wie Jack the Ripper, da würde ich ausnahmslos FÜR die Todesstrafe sein.
    Aber aus der Doku, das Beispiel mit dem 2ten mann.. Er war 19 und wurde dazu verleitet dieser Frau (die bereits tot war, nicht durch seine Hand) in den Kopf zu schießen. Man hat deutlich gesehn das er wieder zu Sinnen kam, nach diesen 12 Jahren Knast.
    Dennoch wurde er hingerichtet, dabei wurde nicht beachtet was für ihn dabei die Richtige Strafe wäre! Der der die Frau getötet hat, da würde ich es verstehen.. Aber für diesen Mann hier, würde eine Gefängnisstrafe ausreichend sein. Denn psychische Schäden, wird er mit voller Sicherheit tragen und für so eine Tat ist es ausreichend, die Person auf die eigene Art leiden zu lassen.

    Trotzdem bin ich nicht direkt gegen die Todesstrafe, aber man sollte sich wirklich hinsetzen und die Fälle ordentlich durchgehen bevor man jemanden blind zum Tode verurteilt.

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  10. deine meinung gefällt mir
    nur wäre das a) in den meisten fällen zu aufwendig und kostenintensiv und b) nicht den dortigen gesellschaftlichen werten passend. du hast ja wahrscheinlich gesehen was die texaner allgemein von mördern halten. da sind nachträgliche begnadigungen einfach unwahrscheinlich.

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  11. um ehrlich zu sein, kam bei mir nicht so viel mitleid auf,was nicht heißt dass ich ein befürworter der todesstrafe bin.

    zitat:a) in den meisten fällen zu aufwendig und kostenintensiv und b)

    naja,wenn man schon über ein menschenleben entscheidet,sollte man doch wenigstens keine kosten und mühen scheuen,oder?

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  12. @kick:
    natürlich sollte man keine kosten und mühen scheuen - sollte! dass die fälle in der realität nicht diesem "sollte" gerecht werden halte ich aber für wahrscheinlicher. wenn die zuständigen richter wöchentlich über 2 todeskandidaten zu entscheiden, beginnt der begriff "menschenleben" sich wahrscheinlich inflationär zu verändern. dabei unterstelle ich den richtern auch nicht unmenschen zu sein... um sich selbst zu schützen bilden menschen nun mal schutzmechanismen aus. wenn man so regelmäßig solche harte entscheidungen zu treffen hat, ist man emotional einfach ausgelaugt. verstehst du worauf ich hinaus will? : )
    ist wie gesagt nur eine vermutung die ich für sehr wahrscheinlich halte.

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  13. Es ist immer so eine Sache wie man mit dem gezeigten umgehen soll. Selbst bei einer Doku können sich Menschen verstellen und zu Sympathieträgern werden. Was ich damit sagen will: Das Schicksal der gezeigten Straftäter kann in ein bestimmtes Licht gerückt werden, wie sie dann aber in der Realität wirklich "ticken", das weiß man nicht. Natürlich ist das jetzt auch nur eine Vermutung, die keiner von euch für Gut heißen muss.

    Ich finde es schwer darüber ein Urteil zu fällen. Immerhin - geht man davon aus, dass die Personen auch wirklich schuldig sind - haben sie eine schreckliche Tat begangen. Ob's ihnen im nachhinein leid tut oder nicht spielt für mich da keine Rolle, denn es ändert nichts mehr an der Tatsache. Sie können dadurch kein Menschenleben wieder zurück holen, oder das Leben der Betroffenen wieder ins Lot bringen. Redet man z.B von Mord, heißt das, dass eine Tat geplant und bei vollem "Bewusstsein" ausgeführt wurde. Totschlag ist töten im Affekt. Bei ersterem steht die Todesstrafe, bei zweiterem nicht. Wieso empfinden diese Menschen dann plötzlich Reue? Immerhin haben sie doch ihre Tat geplant. Sie zeigen Reue, weil sie eben jahrelang isoliert im Gefängnis verbracht haben. Und genau deswegen werden unter anderem viele Hinrichtungen erst so spät durchgeführt. Die Justiz will, dass die Täter mit ihrem selbst zu kämpfen haben, dass sie diesen Konflikt im inneren austragen, dass sie Reue verspühren. Würde man ihnen sofort das Leben nehmen, so würde dieser ganze Prozess entfallen, und den Sträflingen wäre alles leichter gemacht. Ob die Todesstrafe nun generell vertretbar ist, oder nicht, sei mal dahingestellt.

    Mir kommt aber noch eine ganz andere moralische Frage auf: Ist es einem Menschen überhaupt gestattet das Leid anderer in bestimmte "Größen" und "Stufen" einzuteilen?

    Konkretes Beispiel, was auch hier in den Kommentaren herausstach: Das Leid der Betroffenen mit dem der Sträflinge abzuwägen.

    Wer gibt einem Menschen das Recht zu sagen "Aber der und der leidet viel mehr, als der und der" und dann auch noch aufgrund dessen zu urteilen?

    Versteht mich nicht falsch, ich möchte hier auf keinen Fall die Mörder in Schutz nehmen. Ich möchte halt nur nochmal einen anderen Aspekt solcher moralischen Fragen in den Raum werfen.

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  14. @Anonym, bin ganz deiner Meinung.
    Jedoch will ich dir auf deine Frage antworten.
    Im Leben ist eine gewisse Ordnung nötig. Es gibt Regeln und damit diese Regeln auch befolgt werden muss es auch strafen geben. Diese Strafen verteilen sich aber nicht von selbst. Es muss einfach jemanden geben der sagt, "das was du getan hast ist so und so schlimm, dafür wirst du dies, das.."
    Auch wenn es dem Mörder Leid tut, muss man alle Mörder gleich behandeln. Wie ein Mörder aber behandelt wird, das wird in jedem Land anders entschieden. Wäre es denn gerecht einen Mörder zum Tode zu verurteilen bei einem Menschen, den er vielleicht aus Trunkenheit getötet hat, oder wäre es doch gerechter ihn auf längere Zeit zu inhaftieren? Ich meine es ist viel gravierender bei Amokläufern o.ä. Man muss einfach diese Stufeneinteilung machen. In einem demokratischen Land kannst du z.B. auch nicht sagen okay, der kleine Junge hat vom Kiosk Lolli's geklaut, dafür gibts 10 Jahre. Ahja und der da vorne hat einen Juwelier ausgeraubt. Kay gebt dem auch 10 Jahre.
    Sowas wäre einfach unmöglich.

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  15. Das was du sagst ist richtig, hat aber mit dem, was ich gemeint hab nix zu tun. Ich spreche nicht vom Schweregrad bestimmter Straftaten, sondern von der Einstufung von Leid. Kein Mensch ist dazu befugt zu sagen "Der und der leidet mehr, als der und der", denn niemand hat die Einsicht in das Innere eines anderen. Leid ist ein individuelles empfinden, was von der Person abhängt. Ist es für den einen das schlimmste Ereignis, wenn ein Kumpel getötet wird, so kann ein anderer auch hintenrum denken "naja, so gut war ich mit dem auch net befreundet" ... Die Tat war die gleiche, doch das enstandene Leidempfinden kann verschieden sein. Nur von außen sieht man das nicht direkt. Und auf das will ich hinaus. Natürlich ist das jetzt alles sehr extrem gesagt, aber im Grunde genommen verdeutlicht das ja ziemlich gut das Problem.

    Für diese moralische Frage sollte man aber nicht nur im Justizbereich bleiben, das ist ein allgemeines Problem, was sich durch viele Bereiche zieht.

    Noch ein Beispiel:

    Eine Mutter hat zwei Söhne. Zufällig haben beide Söhne am gleichen Tag und ungefähr zur gleichen Zeit ein wichtiges Spiel. Die Mutter kann nur zu einem Spiel gehen. Sie entscheidet sich für Sohn A, weil Sohn B schon älter ist, und sie der Auffassung ist, dass Sohn A mehr unter dem Fehlen der Mutter leiden würde.
    (und ja solche Eltern gibt es durchaus!)

    Was gibt der Mutter das Recht, die "Größe" des Leids abzuschätzen und abzuwägen?

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  16. Oh okay, hab ich dann eher verfehlt. ._.
    Aber naja darauf kann man nicht wirklich antworten, denn nicht jeder kann Leid nachepmfinden. Es gibt durchaus Menschen die sich nicht in einen hineinversetzen können.
    Als beispiel hier mit den Morden undsoweiter, fühlt man natürlich eher mit dem betroffenen als mit dem Mörder der bestraft wird.
    Aber wie gesagt eine Antwort würde es nicht bringen, jeder denkt anders darüber. Leid ist ein Gefühl. Ich meine ich kann vielleicht auch Angst bei manchen dingen nicht nachvollziehen?
    Es gibt vieles auf der Welt von dem man nicht genaues weiß. Es sind tatsachen und das mit dem Leid, da kann man einfach nur sich selber darüber eine Meinung bilden. Und das Beispiel mit dem getöteten Kumpel, da ist es ja nur logisch das der eine mehr leidet als der andere, da seine Beziehung zu ihm intensiver war als die des anderen.
    Ich persönlich würde es jedenfalls durch eine Art Beziehungs-schema sehen.

    stärkere Beziehung und verlust -> Mehr leid
    schwächere Beziehung -> eher weniger

    oder, klingt doch logisch? ._. Du hast bestimmt auch schonmal die Vermutung aufgestellt wer mehr Leidet als eine andere Person oder so in der Art.

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  17. @Delight.
    du hast also erkannt, dass man als normalsterblicher nicht das maß an leid absolut bestimmen kann. man kann sich zwar bei genaueren beispielen mit großer mühe und unter berücksichtigung verschiedener hintergründe erahnen wem etwas ein größeres leid bedeutet - aber wie machst du es bei größeren rahmen fest?
    klassisches beispiel der schule das mir ausm hals hängt: flugzeugabschuss. soll eine entführte maschine abgeschossen werden? wir brauchen dieses beispiel gar nicht erst zu diskutieren. es geht hier eher um das thema im größeren rahmen: wir diskutieren nämlich über die nachteile des utilitarismus. des zweckhandelns. wenn wir nämlich das leid betrachten dann handeln wir nach einem zweck - nämlich möglichst wenig leid verursachen -> das abwägen von leid ist also utilitaristisch und hat somit seine schwäche. leid kann man einfach nicht näher bestimmen und abwägen.

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  18. Delight du hast natürlich Recht, was das Beispiel mit dem Kumpel angeht. Hab das eher unglücklich formuliert. Es war so gemeint, dass nach außen hin vielleicht denken würde "Mensch die waren so gut befreundet, der leidet bestimmt sehr unter dem Verlust", aber in Wirklichkeit empfindet der Kumpel die Beziehung garnicht für so eng. Das können die andren aber nicht wissen. Jedenfalls war es nur ein Beispiel um den Gedankengang nochmal zu verdeutlichen.

    Man muss aber dazu sagen, dass es im Falle der Justiz durchaus einen gewissen Rahmen braucht. Der Utilitarismus bietet sozusagen die "bequemste" Möglichkeit einen solchen zu finden. Krittisch wird es dann, wie Horst gesagt hat, wenn es um weitaus mehr als um einzelne Schicksale geht. Da hört es dann mit der annährungsweisen Abschätzbarkeit von Leid auf. Hier muss ein anderes Maß gegeben sein.

    Interessant finde ich aber vor allem eine Argumentation aus meinem früheren Ethikkurs:

    "Jeder Mensch, der Teil einer Gesellschaft ist, hat einen Vertrag unterschrieben. Einen Vertrag, mit dem er sich einverstanden erklärt die Rechte und Gesetze dieser Gesellschaft zu achten. Verstößt man gegen bestimmte Gesetze, so gleicht dies einem "Vertragsbruch" der geahndet werden muss. Ein Vertragsbruch, der zum Ausschluss aus dieser Gesellschaft führen kann. Ein Vertragsbruch, der dazu führt, dass einem auch die mit dem Vertrag festgelegten Rechte verwehren."

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  19. ich glaube nicht, dass der utilitarismus was mit bequemlichkeit zu tun hat. der rezente zeitgeist ist einfach so pragmatisch ausgelegt - das hat viele gründe, aber bequemlichkeit ist da eher mehr als zweitrangig.
    den gesellschaftsvertrag hat man in der tat in der schule zur genüge durchgekaut. dem kann beispielsweise entgegengetreten werden, dass man selbst nie einen vertrag oder ähnliches unterschrieben hat. in der geburtststunde des staates wurde vielleicht eine art von vertrag abgeschlossen - als bürger der folgenden generationen wird man hineingeboren und es werden einem sofort die berühmten ketten der gesellschaft aufgezwängt.
    nein, die todesstrafe mit einem symbolischen gesellschaftsvertrag zu rechtfertigen ist nicht konsestent genug.

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