Samstag, 19. November 2011

Papa? Woher kommen die schlechten Lehrer?

Yo,
die allermeisten von uns waren auf der Schule und nur die wenigsten waren wahrscheinlich vom Phänomen "Scheiß Lehrer!" nicht betroffen. Ich rede nicht von den Lehrern, bei denen man einfach schlecht war und es auf die Lehrer geschoben hat. Denn seien wir mal ehrlich: Als pubertierender Schüler schiebt man nur zu gerne die Schuld von sich. Wer kommt in dem Alter schon auf die Idee, dass Fleiß, Konzentration und Motivation in der Schule zählen? Ich weiß, dass ich gerade generalisiere und, dass es durchaus eine Menge von Faktoren gibt, die den schulischen Erfolg behindern, obwohl Fleiß, Konzentration und Motivation vorhanden sind. Schwieriges soziales Milieu, finanzielle Not, Krankheit - es gibt genug Dinge, die unserem Erfolg im Weg stehen, ohne dass wir etwas dafür können. 

Doch nehmen wir einfach mal an dieser Stelle an ihr hättet keine krassen Probleme, seid fleißig usw. und bekommt trotzdem nur mittelmäßige oder sogar schlechte Noten, weil ihr bei den Lehrern nichts versteht. Denken wir mal halb-wissenschaftlich darüber nach, ergeben sich an der Stelle zwei mögliche Problemquellen. Entweder ihr seid das Problem, weil ihr geistig noch nicht bereit für so harten Schulstoff seid (was ich übrigens für Schwachsinn halte, weil die Lehrer im Studium für so eine Einschätzungsleistung nicht mal im Geringsten vorbereitet werden) oder der Lehrer/die Lehrerin ist das Problem. Lange Rede kurzer Sinn: Ich will euch ein paar Punkte liefern, die meiner Meinung nach Grund dafür sind, wieso es dieses Phänomen "schlechte Lehrer/innen" gibt. 

  1. Individuelles Problem: Menschen lernen nicht alle gleich und man kann von verschiedenen Lerntypen sprechen. Beispielsweise kann man grob von denen sprechen, die Frontalunterricht gar nicht leiden können und beim interaktiven Unterricht mit viel mündlicher Beteiligung besser lernen und eben denen, die es umgekehrt lieber mögen. Wenn ihr einfach nicht mit dem Lehrstil klarkommt, könnt ihr euch ja mit anderen zusammenschließen und herausfinden, ob es nur euch so geht. Wenn ein großer Teil der Klassengemeinschaft nicht damit klarkommt, könnt ihr es dem Lehrer/der Lehrerin schildern und Wünsche äußern. Wenn es ein halbwegs zu gebrauchender Pädagoge/Pädagogin ist, wird er/sie die Herangehensweise nochmal überdenken.
  2. Mangelhafte Ausbildung: Es ist kein Geheimnis, dass das Studium zum Lehramt bezüglich Praxiserfahrungen eher dürftig ausfällt. Klar, das Referendariat ist dazu da jungen, angehenden Lehrern Berufspraxis anzubieten. Viel zu spät, meiner Meinung nach. Stelle man sich nun vor der Referendar oder die Referendarin stellt sich als eine absolute Null heraus, absolut unfähig sich vor einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen zu behaupten. Es ist nur schwer möglich solche Fälle durchfallen zu lassen. Ein/e Lehramtstudent/in, welche/r so weit gekommen ist, kann nun mal nichts anderes machen! Das Lehramtstudium ist lediglich auf den Lehrerberuf zugeschnitten und erlaubt kaum Ausweichmöglichkeiten. Soll man es ihm/ihr im 8. oder 9. Semester etwa zumuten nochmal ein neues Studium zu beginnen? Ich rede bewusst von einem Extremfall, aber selbst wenn es nur zu weniger ausgeprägten - nennen wir es mal - Defiziten in der Berufseignung kommt... die Bedenken wären trotzdem von Seiten der Verantwortlichen da. Kurz: Mehr Praxis im Studium und der/die Student/in hat schneller die Möglichkeit zu merken, dass es nichts für ihn/sie ist. Gleichzeitig ist jedoch auch zu erwähnen, dass es auch Aufgabe der Universitäten ist auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren. Wenn der Lehrer etwa nicht mehr nur Lehrer sondern auch zunehmend Sozialarbeiter sein wird, dann muss ein Student auch auf diese Veränderung im Berufsbild vorbereitet werden.
  3. "Plan B - Lehrer": Es ist durchaus üblich, dass es innerhalb der ersten Semestern zu Studiengangwechseln kommt. Man hat etwa festgestellt, dass das bisherige Fach nichts für einen ist, dass die Uni einem nicht gefällt oder andere Gründe. Es ist jedoch für mich persönlich erschreckend festzustellen, dass viele Grübler und Zweifler das Lehramt erwägen. Ich will hier auf keinen Fall den Vorzeigepädagogen raushängen lassen, aber ich bin einfach der Meinung, dass der Beruf des Lehrers auf keinen Fall als Plan B ausgeübt werden darf. Man kann gewiss sagen "Ich wollte eigentlich Architekt werden, aber das war mir zu schwer - also wurde ich Dachdecker". Aber doch nicht "Ich wollte eigentlich Physiker werden, aber das war mir zu schwer - also werde ich Physiklehrer" ! In einem Beruf, in dem man mit so vielen Menschenleben und deren Zukünften zu tun und so viel Verantwortung hat, ist eine halbherzige Arbeit fatal! Für beide Seiten. Lustlose Lehrer sind einer der schlimmsten Sachen, die einem Schüler wiederfahren kann, finde ich. Es ist eine Einstellungssache, eine Sache in den Köpfen der Schüler und Studenten, die geändert werden muss. Das "Plan B: Lehrer - Denken" sollte mal ernsthaft problematisiert werden, da wir aufgrund des demografischen Wandels in Zukunft weniger Lehrer benötigen werden und daher einen Ansturm auf diesen Berufszweig verhindern können.
Zuletzt ist es wohl noch zu erwähnen, dass ich auch erst im 3. Semester und noch nicht im vollen Umfang über die Lehrerausbildung informiert bin. Es ist nur mein erster Eindruck und auch erster Versuch einer Problemanalyse. In den kommenden Semestern werden hoffentlich noch mehr Erkenntnisse zu diesem Thema folgen. Ich freu mich aufs Studieren : )

Tschösen
horst

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