Sonntag, 19. Dezember 2010

Der Glaube an die Religion

Glaubst du noch oder weißt du schon?

Ein Thema, auf das ich schon sehr lange kommen wollte.
Schon mal vorab – Glauben ist eine private Sache. Ich will hiermit niemandem zu nahe treten oder gar beleidigen – ich toleriere gläubige Menschen, denke jedoch ebenfalls, dass man als Gläubiger mit gesundem Menschenverstand sich durchaus mit diesem Thema befassen kann, ohne beleidigt zu werden.  Wenn ich euch toleriere, müsst ihr mich gottlosen Heiden auch tolerieren! : D

Fangen wir zunächst mal damit an, was ich unter Religion bzw. Glauben verstehe. Unter Religionen fallen mir da zunächst Schlagwörter wie Gott, Christentum, Islam, Hinduismus, Kirche etc. ein. Was bedeuten diese für den Menschen? Der Glaube besitzt verschiedene Ausprägungsformen. Es gibt Radikale, die ihr Leben streng nach der Religion ausrichten und ein Weltverständnis besitzen, welches vorgegebene Bahnen d.h. Grenzen aufweist. Es gibt die Ungläubigen, die nichts von alldem halten und sich auf das für sie Beweisbare und Wissenschaftliche stützen; und die irgendwo dazwischen. Religion ist Glauben. Man muss sich erst mal vor Augen führen, was Glauben eigentlich bedeutet! Meint man mit „Ich glaube an Gott.“ und „Ich glaube es regnet morgen.“ wirklich das gleiche Wort „glauben“? Glauben ist nicht zu wissen, sondern zu meinen. Das sollte man sich bewusst machen. Da frage ich mich natürlich – will man nicht eher wissen? Wenn ich einen Passanten nach der Uhrzeit frage, weil ich meinen Zug kriegen muss und er mir sagt „Ich glaube halb 11“, wäre ich definitiv unzufrieden und würde ihn bitten doch freundlicherweise auf seiner Uhr nachzuschauen. Ähnlich verhält es sich mit dem Glauben – soll ich wirklich darauf vertrauen, dass mir irgendwelche Personen die Uhrzeit angeben, mit dem Unterschied, dass die religiösen Passanten gar keine Uhren tragen?  Ich jedenfalls verlange absolutes, nachvollziehbares und logisches Wissen.  Ob es sowas wie absolutes Wissen gibt, ist natürlich ein anderes Thema, auf das ich allerdings ein anderes Mal kommen werde.

Religion kann mir also in der Hinsicht kein absolutes Wissen geben, da Glauben nun mal Nicht-Wissen ist. Ich setze hier mal voraus, dass ihr ebenfalls tief in euch drin absolutes Wissen wollt; Z.B. allein aus Neugier wissen zu wollen „was die Welt im Innersten zusammenhält“ wie es Goethes Faust schon meinte.
Warum glaubt man trotzdem?

Nietzsche hat diesen Punkt, meiner Meinung nach, recht plausibel erklärt.  Der Mensch mag es nicht im Dunkeln zu tappen. Sowohl sinnlich als auch geistig. Natürlich plagt es einen nicht zu wissen, woher man kommt, warum man ist und warum Dinge nun mal geschehen wie sie es tun. Darum nimmt man sich einfach irgendeine Erklärung um erst einmal das ungute Gefühl der Unwissenheit zu verdrängen. Religion ist also die Gewöhnung sich mit der erstbesten Erklärung zufrieden zu geben.  Ich würde als Mittelalter-Horst wahrscheinlich auch Gott für die Pest verantwortlich machen, da ich nun noch nie davon gehört habe, dass Flöhe Krankheiten übertragen könnten.
Warum glaubt man also? Um diese negativen Gefühle der Unsicherheit, Unwissenheit, Orientierungslosigkeit u.a. abzuschaffen und auszublenden.
 „Mit Gott macht die Welt endlich Sinn und die gröbsten Fragen sind für mich beantwortet. Jetzt kann ich beruhigt schlafen gehen.“  Diese Einstellung ist zwar verständlich, aber für mich nur als schwach zu bewerten. Gläubige Menschen sind schwach, weil sie sich mit etwas abspeisen lassen, was ihren Trieb befriedigt. Glauben als schwach und triebbefriedigend auszudrücken, ist jetzt natürlich etwas brisant, aber wenn man bedenkt, dass wir von Geburt an dazu veranlagt sind, negative Empfindungen möglichst schnell und einfach zu umgehen, macht es Sinn den Menschen und das Tier auf die gleiche Stufe zu stellen. Dies hängt natürlich davon ab, was für ein Menschenbild man persönlich besitzt. Ich glaube(!), dass der Mensch zu mehr fähig ist, als lediglich seinen Trieben und Instinkten nachzugehen. Wären wir nichts weiter als Opfer unserer Triebe, so würde der Begriff „Willensfreiheit“ ein wenig bröckeln. Nene – ich glaube gern daran, dass ich einen Willen habe. Ihr auch?


Doch wie so vieles im Leben gibt es auch bei Religionen die guten und die schlechten Seiten. Ich erkenne Religionen durchaus in ihrer Funktion an, Moral und Gesellschaft zu bilden. Diese Funktion ist denkbar wichtig, da ein gemeinsames Wertesystem es erst möglich macht, sich untereinander zu verständigen und miteinander zu leben. Ich halte Religion deshalb für sinnvoll, weil sie z.B. ein friedliches Miteinander garantieren kann…
Kann – muss es aber nicht. Viele sehen Religion deshalb als eine Ursache für Krieg und Leid an. Wenn wir um uns schauen können wir  das gewiss nicht abstreiten. Radikaler Islamismus ist heute ja in aller Munde. Doch da pranger ich nicht die Religion an sich an, sondern die Menschen. Radikale Gläubige, die einen absoluten Geltungsanspruch ihrer Religion besitzen wollen. Meiner Meinung nach würde es sogar keine Glaubenskriege geben, wenn jeder ein gewisses Maß (natürlich ist das noch zu definieren) zwischen gesunden Menschenverstand und Glauben besitzen würde. Damit meine ich, dass man sich als Gläubiger vor Augen halten soll, dass man nur glaubt. Das, was man tut kann das „Richtige“ sein. Das, was der Andersgläubige tut, könnte es allerdings auch sein! Man weiß es nicht – man munkelt nur. Wenn jeder mit der angesprochenen Mentalität in die Welt schreitet, gäbe es keinen Religionskrieg mehr, davon bin ich überzeugt. Denn das, was ich meine ist nichts anderes als Toleranz. Man muss sich das Nicht-Wissen bewusst machen, akzeptieren und tolerieren. Radikalismus als stärkste Form von Glauben ist somit auch die stärkste Ausdrucksform der Schwäche.

Der Grund, wieso ich als Mensch also lieber nicht religiös bin, lässt sich mit folgendem Beispiel zeigen:
 Stellen wir uns einen großen fensterlosen Raum ohne Licht vor. Die Wände sind weiß bestrichen, nur an einer einzigen Stelle ist ein schwarzer Punkt, doch man sieht ihn nicht, da ohne Licht  bekanntlich kein Sehen möglich ist. Während der Gläubige mit dem Finger an eine Stelle des Raumes zeigt und meint, er hätte den Punkt gefunden, irre ich lieber durch den Raum und überlege mir, wie ich diesen Punkt finden kann. Sinnlos? Vielleicht – aber lieber versuche ich es, statt mich auf meinen blinden Finger zu verlassen.

Religion ist im Endeffekt nichts Geringeres als Weltansicht. Welche Brille willst du tragen, während du durch die Welt wanderst? Schon das Modell Christentum versucht? Zwar schon ca. 2000 Jahre alt, aber immer noch bei vielen populär. Oder liebe eine alternative Brille wie z.B. Scientology? Gut, wenn man auffallen will. Natürlich kannst du dir selber eine Brille basteln. Alles Geschmackssache.

 Zusammengefasst habe ich also Punkte angegeben, die meiner Meinung nach gegen Glauben sprechen; Wer auf so etwas wie Wahrheit steht, sollte das Glauben vielleicht sein lassen und anfangen wissen zu wollen. Wer davon überzeugt ist, dass der Mensch mehr als ein triebgesteuertes Tier ist, sollte ebenfalls seinen Glauben nochmal überdenken. Wer einen Hang zum kritischen Denken hat sowieso.

Diskutiert mit! Versucht mich davon zu überzeugen, wieso ich glauben sollte. Versucht mich zu bekehren! Nennt mir Gründe, die für Religion sprechen. Ich freue mich auf diesen Diskurs.


15 Kommentare:

  1. "Wer auf so etwas wie Wahrheit steht, sollte das Glauben vielleicht sein lassen und anfangen wissen zu wollen. Wer davon überzeugt ist, dass der Mensch mehr als ein triebgesteuertes Tier ist, sollte ebenfalls seinen Glauben nochmal überdenken. Wer einen Hang zum kritischen Denken hat sowieso. "

    DICKE ! Ich habe die Wahl entweder generell gegen dich zu argumentieren oder es anhand meiner Persönlichkeit darzulegen. Und ich entscheide mich für die 2. Variante, weil das authentischer ist. Interessante Argumente gegen den Glauben lieferst du, aber abgelutscht ! Zumindest kann ICH den Glauben mit meiner recht modernen, aufgeklärten Weltsicht vereinbaren. Klar gibt es starre Religionen, die der Zeit nicht mehr entsprechend sind. Aber Glaube für mich ist ein Gewissen in erster Linie, verbunden mit einer höheren Instanz. Desweiteren bin ich buddhistisch geprägt, das ist weniger radikal, weniger Gewalt, weniger dogmatisch. Gerade dein Argument mit der Welt, die Wissen groß schreibt, spricht aus meiner Sicht für den Glauben. Es befriedigt mich nicht, alles wissen zu können, das Universum zu erforschen, unsere Wurzeln. Ich verneine keine Forschung, ich glaube an die Evolution. Aber genau weil wir alles wissen versuchen, fehlt uns etwas (was ich nicht beschreiben kann). Ich glaube an Seele, an Karma, an Wiedergeburt, an Gott. Ja, ich glaube es, ich weiß es nicht. Und das ist okay, weil ich einen Ausgleich brauche zu dem was ich weiß. Ich kann mich nicht darauf stützen, es als Argument oder Ausrede benutzen oder andere bekehren, aber ich kann mir selbst eine Basis schaffen, PERSÖNLICH. Ich habe Respekt vor Menschen, die von etwas überzeugt sind und einen tiefen Glauben haben, obwohl sie sich dem heutigen Wissen bewusst sind. Etliche Wissenschaftler glauben auch. Menschlich !

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  2. Der Glaube an etwas soll mir nicht die Welt erklären, sondern mich (und meine Taten) reflektieren. Und allem einen höheren Sinn geben.

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  3. mal ehrlich, glaube ist nicht mit religion gleichzusetzen, ich bin gläubig =/= ich bin religiös (ich glaube, das hast du auch nicht behauptet...aber egal)
    andersrum kann man das aber auch nicht sagen: religion = glauben? fragwürdig, v.a. die radikale ausprägung ist ein reines folgen, hat das noch was mit glauben zu tun? Glauben erfordert immerhin eigenes Denken, Reflektieren über tatsachen und jene Dinge, die keine tatsachen sind. "ich glaube, es ist 11:30" ohne auf die uhr zu gucken, ist durchaus produkt von logischem denken (die aussage "es ist 11:30 mittags" wenns stockfinster ist, ist radikalismus)
    glauben =/= wissen? auch fragwürdig, führen nicht immer glauben und vermutungen zu streben, wissen und erkenntnis? worauf basiert wissen, wenn nicht auf vorangegangenem glauben?
    und ist nicht-glauben wissen? führt nicht-glauben zu wahrheit und glauben zu akzeptanz von unwahrheiten? glauben ist letztendlich die einsicht in das nicht-wissen-können, aber nicht die akzeptanz davon. wer glaubt, der denkt, und zwar ständig, er weiß nur nicht ganz genau
    wer nicht glaubt, der weiß auch nicht ganz genau...
    der religiöse tippt mit dem finger an die wand und ist sich sicher, er hat den fleck gefunden, weil...so isses halt nun mal
    der gläubige mag auch mit dem finger einen punkt aussuchen, der ihm (so unlogisch es klingt) am logischsten erscheint und sagt "ich glaub, der fleck ist hier", weiß aber um sein nicht-wissen
    der nicht-gläubige sucht (vergeblich) nach möglichkeiten, menschliche grenzen zu sprengen (aber meistens sitzt er nur rum und sagt "find ich doch eh nicht, den fleck")und weiß am ende, dass er nichts weiß
    der unterschied zwischen dem gläubigen und dem nicht-gläubigen? keiner, denn selbst nicht-glauben ist letztendlich glauben, und zwar in die andere richtung, da wissen über empirisch nicht prüfbares nicht existiert
    nehmen wir mal an, alle haben ne sehschwäche:
    der religiöse bekommt seine brille vererbt, auch wenn sie ihm nicht passt; der gläubige sucht sich diejenige, die seiner meinung nach am besten passt (und das ist ja selbstverständlich subjektiv), der nichtgläubige glaubt, dass ihm keine brillen stehen und holt sich kontaktlinsen (und das ist auch subjektiv), die meisten nichtgläubigen aber interessiert es aber nicht die bohne und laufen blind durch die welt, das macht das leben tatsächlich schwerer
    und wieso sollte glaube nicht mit freiem willen vereinbar sein? und inwiefern hälst du menschen für frei? was ist willensfreiheit überhaupt? hat nicht gerade die empirische forschung gezeigt, dass wir alle determiniert sind und das zu keinem zu vernachlässigendem maß? Ist nicht gerade menschliche willensfreiheit reine glaubenssache?

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  4. Die der Vorredner Recht hat. Was glaubt man ? Das was man nicht weiß. Menschen, die nicht glauben, haben dort, wo andere anfangen zu glauben, ein Wissensloch, das sie nicht füllen können ohne Wissen, ergo es stehen lassen. Glaube ist nichts weiter als Vermutung. Menschen die glauben sind nicht gleich unkritischer, eher kreativer und flexibler. Menschen, die glauben, sind ebenfalls bestrebt, ihren Glauben zu beweisen oder zu vernichten, falls Gegenbeweise geliefert werden. (nicht alle, aber .. ja.) Beweise -> Wissen, Fehlende Beweise -> Glaube, impliziert (wie oben gesagt) lediglich "Einsicht der Unwissenheit", bequemer Glaube allerdings die Akzeptanz der Unwissenheit (ergo DUMMHEIT). Glaubende Menschen sind nicht dumm oder verneinen die Wahrheit, sie entwickeln Ideen um die Zeit zu überbrücken, in der das Unwissen ausgelöscht wird.

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  5. @anonym:
    du hast mir ja reichlich viele fragen gestellt. ich nehme an, dass der großteil rhetorische fragen sind und ich daher nur auf manche antworte, von denen ich annehme, dass du auch eine antwort erwartest. zunächst lässt sich dein erster teil der antwort mit der ungleichung religion=/=glauben mit verschiedenen definitionen dieser beiden begriffe begründen. gleichzusetzen sind diese beiden dinge nicht, klar unterscheidbar jedoch auch nicht.
    ein interessanter punkt ist jedoch, dass du meinst, aus dem glauben würde wissen folgen. klingt in erster hinsicht gar nicht mal unlogisch. doch da du davor so schön behauptet hast, dass der radikalismus als folge recht wenig mit dem glauben zu tun hat, so frage ich mich, wie du die gleiche analogie mit glaube und wissen anführen kannst.
    "und ist nicht-glauben wissen? führt nicht-glauben zu wahrheit und glauben zu akzeptanz von unwahrheiten? glauben ist letztendlich die einsicht in das nicht-wissen-können, aber nicht die akzeptanz davon." - zunächst einmal meine frage: wie kommst du darauf, dass nicht-glauben wissen sein sollte? im umkehrschluss mag das stimmen, aber es ist so als ob du fragst: 'ein A ist nicht B. aber ist nicht-B A?' nicht-b kann alles sein! deine frage macht für mich daher keinen sinn. desweiteren frage ich dich, wo der unterschied zwischen akzeptanz und einsicht des nicht-wissen-könnens ist(womit dein argument oben über das glaube-wissen verhältnis übrigens ausgehebelt wurde).
    insgesamt sehe ich zwischen uns eine diskrepanz zwischen dem glauben. während du glaubst, dass es nicht möglich ist, zu wissen, glaube(!) ich an das wissen. aber wie im blog schon erwähnt - diese gedanken über wahrheit und wissen werde ich noch ausführen.
    ebenfalls im blog schon erwähnt: mein zugeständnis vom glauben(!) an willensfreiheit womit sich dein ende des kommentars erübrigt. : )

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  6. glaube kann zu wissen führen, tut es in vielen fällen und in dem fall aber wohl eher nicht.
    radikalismus ist nicht glaube, da kein produkt der selbstreflektion (es sei denn, ich bin logisch denkend zu dem schluss gekommen, dass radikalismus positiv ist, was mir persönlich nicht einleuchten will) er ist meist keine folge von zu festem glauben oder besonders starken glauben, sondern von manipulation und/oder ablehnung von reflektion
    ich sehe ein, dass ich nicht alles wissen kann, das hält mich nicht davon ab, zu denken (ich hätte eher akzeptanz von nicht-denken-können schreiben sollen :)
    ja, unsere definition von glaube scheint nicht ganz die gleiche zu sein
    meiner meinung nach kann man nur glauben, selbst wenn man der meinung ist, es nicht zu tun. entweder man weiß, man glaubt, oder man ist eben ein radikaler "ist mir doch egal, so ist es halt"-sager, und da letzteres auf die meisten menschen nicht zurtifft...
    aber ich merke schon, es ist 5h morgens und ich bin überarbeitet und müde und fange an, stuss zu reden...

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  7. ach du solltest mehr so texte schreiben, selbst mitten in der nacht wird man angeregt, sich einige hochinteressante gedanken zu machen (auch wenn sie i-wie nicht sonderlich produktiv sind)
    wie wärs mit einigen gedanken zum freien willen?? haha

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  8. also, wenn ich dein beispiel rihcitg verstanden, steht der schwarze punkt metaphorisch gesehen für gott-
    ein transzendender aber doch gegenständlicher gott.
    der gläubige meint den punkt sehen zu können aber ich denke aus dem der gedanke bzw der existenz des begriffs schließt er auf das dasein des schwarzen punktes.
    ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll...also der gläubige kann ihn nicht sehen, aber er weißt (glaubt?) dass es den schwarzen punkt gibt.
    wenn du die existenz des schwarzen punktes beweist, würdest du dich sicherlich für einen sichtbaren, gegenständlichen beweis entscheiden. du gehst aber davon aus dass du es nicht kannst, daher glaubst du nicht.
    ein existenzrelevanter punkt wird hier in frage gestellt !für mich stellt sich nun die frage: bist du von selbst darauf gekommen dass es den schwarzen punkt gibt ? und warum ausgerechnet einen schwarzen punkt und keine andere höhere macht ?

    nun weiß ich nicht ob du das meinst aber ich finde dein beispiel sehr interessant :)

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  9. Letztendlich komme ich irgendwie immer zum Schluss, dass der Glaube die Vorstufe des Wissens ist (Glaube in allen Dimensionen, nicht nur religiös) und dass es allein von der Sorte Mensch abhängt. Argumentiert er mit seinem Glauben ? Beharrt er darauf und sieht alles andere als falsch an ? Wozu dient sein Glaube ? Entwickelt sich sein Glaube ? Je jach dem, wie er es persönlich auslegt kannst du sagen ob er eingeschränkt ist oder unkritisch, Horst.

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  10. @ouzo: genau diese einstellung meine ich mit meinem maß zwischen glauben und gesunden menschenverstand. aber das verhältnis von wissen und glauben ist nachwievor heikel. klar kann das die vorstufe des wissens sein - aber ich bleibe nicht mittem im schritt stehen sondern mache lieber einen ganzen schritt.

    @anonym1: oh mann denkt euch doch wenigstens einen nick aus den ihr unter euer kommentar schreibt damit ich euch auseinander halten kann ;D - radikalismus als abgetrennter teil vom glauben ist also deine these. damit kann ich mich sogar einigermaßen anfreunden. und zuletzt:
    "meiner meinung nach kann man nur glauben, selbst wenn man der meinung ist, es nicht zu tun. -->entweder man weiß, man glaubt<--, oder man ist eben ein radikaler "ist mir doch egal, so ist es halt"-sager, und da letzteres auf die meisten menschen nicht zurtifft..." eine kleine verbesserung; entweder man glaubt, man glaubt wäre angebrachter. oder weißt du mit sicherheit, dass du nur glaubst? dann wäre es ja ein beleg dafür, dass du doch etwas weißt : )
    und deinen vorschlag zum thema willensfreiheit nehme ich gerne in meine "to-do list" auf ^^

    @anonym2: deine frage ob ich von selbst drauf kam ob es in diesem dunklen raum diesen gesuchten schwarzen punkt gibt ist berechtigt. nehmen wir einfach an ich habe von diesen schwarzen punkt gehört bevor ich in diesen raum kam. : )
    "du gehst aber davon aus dass du es nicht kannst, daher glaubst du nicht." das habe ich nie gesagt. ich habe nie gesagt dass ich nicht glaube - denn schließlich weiß ich (noch) nichts. ich gehe davon aus dass ich noch rausfinden kann wo dieser punkt liegt. das ist der unterschied.

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  11. Leider kann ich zur Diskussion wenig beitragen, zumindest nichts, was dir widersprechen würde, denn im Großen und Ganzen hast du dargelegt, wie ich zur Religion stehe.

    Was ich aber noch ergänzen möchte:
    Du sagst, du "glaubst" z.B. "dass der Mensch zu mehr fähig ist, als lediglich seinen Trieben und Instinkten nachzugehen." und an den freien Willen.
    Du siehst also, jeder Mensch glaubt an etwas (zum Glück, sonst würde mein Idealismus endgültig Blockflöte spielen) - ja, jeder.

    Folglich finde ich, du hättest ein bisschen weniger verallgemeinern sollen in dem Absatz, in dem es darum geht, das Gläubige quasi zu feige sind, ihr "Nicht-Wissen" zuzugeben. Das mag bei vielen und in vielen Punkten stimmen, es gibt jedoch auch viele Punkte der verschiedenen Religionen, die man mühelos glauben kann, ohne dass sie dem modernen Wissenstand widersprechen und diesen Punkten gegenüber musst du die gleiche Toleranz zeigen, wie andere gegenüber deinem Idealismus.

    Wobei ich damit nicht sagen will, du hättest generell unrecht mit der Aussage, Religion sei hauptsächlich dazu da, sich Phänomene zu erklären, die man sonst nicht versteht und ein Stück weit die eigene Verantwortung für sein Leben an eine höhere Instanz abzugeben, weil einem der Zufall unsympathisch ist.

    Ich hoffe, ich war einigermaßen verständlich.

    P.S.: Ich hab mich über das Faust-Zitat und Nietzsche gefreut :)

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  12. Bezüglich des schwarzen Punktes bist du gezwungen, im Vorfeld alles auf den Glauben als Basis zu nehmen. Du glaubst, dass er existiert. (Du hast "davon gehört" ist nichts als Unsicherheit/Unwissenheit). Dich unterscheidet nichts vom glaubenden, klugen Menschen, der auch rausfinden wrd, ob es wahr ist oder nicht. Nur hat er schon einen Ausgangspunkt, du nicht. Er kann seinen Glauben verifizieren oder falsifizieren, aber du wartest auf DEN ABSOLUTEN HINWEIS. Also, was unterscheidet dich von dem Glaubenden ? Nicht der kritische Charakter, nur sie Methode.

    Dein Blog macht mich fertig. (Kompliment)

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  13. @ouzo: "Dich unterscheidet nichts vom glaubenden, klugen Menschen, der auch rausfinden wrd, ob es wahr ist oder nicht."
    was macht dich da so sicher, dass der glaubende es rausfinden wird? bzw.. was wird er denn überhaupt rausfinden? ja er hat seinen ausgangspunkt - aber das macht die sache auch nicht besser.
    nehmen wir ein kleines beispiel: aus A folgt B. woraus folgt A? sagen wir C. doch woraus folgt C? diese kette lässt sich im prinzip ewig weiterführen. der springende punkt (hoho das passt sogar in mein gleichnis vom raum und punkt) ist eher der, dass der gläubige einfach sagt "nöö da gehts net weiter. Z ist jetzt der absolute startpunkt". es ist dogmatisch. der glaubende findet dogmatisch seinen ausgangspunkt worauf sein ganzes weltbild fundiert.
    ich warte nicht auf den absoluten hinweis. ich suche ihn. im gegensatz zum gläubigen..der glaubt ihn bereits gefunden zu haben. damit gebe ich mich nicht zufrieden.

    @joana: womöglich hast du recht, ich hätte mich zum thema "feige" wie du es genannt hast vielleicht etwas diplomatischer ausdrücken können. aber nehmen wir es einfach als von mir gewolltes provokantes stilmittel an um die diskussion voranzutreiben *hust* ; )

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  14. Jo Horst, Furby hier ...

    Das Thema ist höchstinteressant, und für mich jedenfalls, auch sehr persönlich. Auf der einen Seite bin ich ein gläubiger Christ, auf der anderen auch fasziniert von der Wissenschaft und den Erkenntnis, die sie uns geliefert hat. Ich frage mich aber immer wieder, wieso Leute versuchen Wissen und Glaube strikt zu trennen.

    Besinnen wir uns doch mal zurück auf den Ursprung der modernen Wissenschaft, nämlich der Religionsforschung. Ja Wissenschaft war damals nichts anderes als der Versuch, Gott und die Welt zu begreifen. Schaut man sich heutzutage mal die Naturwissenschaften an (um diese geht es primär) so stellt man fest, dass in diesem Bereich nur das Wahr sein kann, was gewissen von der Natur gegebenen Gesetzen entspricht. Doch woher kommen diese Gesetze? Die Wissenschaft sagt, dass sie sich nach dem Urknall in in vielen Jahrhunderten herausentwickelt haben. So jetzt sind wir also beim Urknall. Doch was war davor? Hier sind selbst die Wissenschaftler ratlos, und haben noch keine richtige Erkenntnis erlangt. Ist die Welt, die wir heute kennen einfach so aus dem Nichts entstanden? Ohne irgendwelche Kräfte? Behauptet wird dies von der Wissenschaft, da ja etwas davor gewesen sein muss, aber der stichfeste Beweis fehlt. Und wieso kann dieses etwas nicht eine höhere Kraft gewesen sein? So etwas wie ein Gott? Klar, man kann jetzt glauben was man will, aber ich will nur mal deutlich machen, dass man doch eigentlich keine genaue Linie zwischen dem Glauben und dem Wissen ziehen kann.

    Doch der Glaube ist nicht das faule und bequeme Beharren auf einer möglichst leichten Lösung. Nein viel mehr ist der Glaube etwas, was uns hilft umherzuirren, zu suchen, zu erfahren und letzten Endes uns selbst zu finden. Viele Menschen finden ihre innere Ruhe im Glauben, genauso viele werden in ihrem Glauben auf die Probe gestellt, und bis zur Verzweiflung getrieben. Letztere sind aber meistens diejenigen, die nicht wirklich glauben, sondern auch einen Beweis für die Existenz dessen wollen, an das sie glauben!

    Es gibt keine Wahrheit. Dies ist auch in der Wissenschaft so. Postulate, Naturgesetze, Axiome etc. all das wird nur solange als "wahr" angesehen, bis es einen Beweis gibt, der gegen diese Theorien spricht. Und wieso ist das nicht auch so im Religionsverständnis? Leute, die behaupten, dass es keien höhere Macht, oder einen Gott gäbe, sollten dies nur äußern, wenn sie uns einen Beweis dafür aufzeigen können. Doch wer hat uns einen solchen Beweis je gebracht?

    Ich könnte noch ein paar andere Argumente hier aufzählen, doch das würde jetzt den Rahmen sprengen.

    Muss dir aber auf jedenfall in dem Punkt zustimmen, dass Radikale Richtungen in keiner Hinsicht gut sind. Radikalismus mangelt es immer an Toleranz, und die Toleranz ist es, die es uns Menschen erst möglich macht miteinander zu leben. Und auch ein Gebot aller Religionen. Viele vergessen dies, oder "übersehen" dies bewusst, um sich ihren Glauben zurecht zuschneiden.

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  15. @Joana:
    "Du siehst also, jeder Mensch glaubt an etwas (zum Glück, sonst würde mein Idealismus endgültig Blockflöte spielen) - ja, jeder."

    Da muss ich Dir widersprechen, beziehungsweise horst darauf hinweisen, dass die sonst tadellose Erläuterung und Eingrenzung der Thematik seines Blogposts hier eine wichtige Unterscheidung auslässt. Es besteht nämlich ein gravierender Unterschied zwischen "an Gott _glauben_" und "_glauben_, dass es morgen regnen wird". Im letzteren Fall meint "glauben" nichts anderes als "annehmen". Im Falle einer religiösen Person ist der Glaube an Gott aber ein Vertrauen, eine Überzeugung. Natürlich gibt es "Gläubige", die nicht in dem Maße überzeugt sind, aber ein wirklich gläubiger Mensch (vllt würde man heute eher tiefgläubiger sagen) lebt im Vertrauen auf die absolute Richtigkeit der Grundsätze seiner Religion (z.B. dass Gott existiert).
    Im Gegensatz dazu steht ein Mensch mit naturalistischem Weltbild. Was dieser annimmt und weiß sieht er immer unter Berücksichtigung der Einschränkungen menschlichen Wissens. Erstens ist unsere Wahrnehmung (auch mithilfe der Erweiterung selbiger durch Instrumente) und Vorstellungskraft auf ein gewisses Spektrum beschränkt und zweitens hat uns die Geschichte gelehrt, dass ein heutiger Wissensstand schon morgen überholt sein kann.

    Ein religiöser Mensch ist also gottgläubig — er nimmt die existenz Gottes als (unumstößlich) gegeben an. Ein Mensch mit naturalistischem Weltbild ist aber alles andere als wissenschaftsgläubig. Wer die Wissenschaft und ihre Methode verstanden hat weiß um die Vergänglichkeit ihrer Erkenntnisse aufgrund des derzeitigen Wissensstandes und ist sich außerdem der beschränkten Wahrnehmungs- und Folgerungsfähigkeit des Menschen aufgrund seiner Natur bewusst.

    Man muss also unterscheiden zwischen religiösem Glauben, und dem "glauben", das "annehmen" bedeutet. Im religiösen Sinn ist es eben nicht der Fall, dass jeder Mensch glaubt.

    (@horst: Daddy schickt mich. ^_^')

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