Samstag, 4. Dezember 2010

Parkour

Über Häuser springen! Saltos machen! Zu dumm, um Hindernisse einfach auszuweichen!
Das sind so ziemlich die ersten Worte, die ich höre, wenn ich das Thema Parkour in die Runde werfe. Menschen, sofern sie es überhaupt kennen, verbinden Parkour mit einer spektakulären, aber lebensgefährlichen Trendsportart. Verständlich, wenn Medien wie Youtube oder Fernsehen zu diesem Wort nur Videos abspielen, die diese Vorurteile bestätigen. Ich sage Bullshit! und widme diesen Post nun meinem neuen Hobby : D

Zunächst die Geschichte im Schnelldurchlauf:
Parkour geht auf eine Technik namens Methode Naturelle zurück, die ein Soldat entwickelt hat, um im vietnamesischen Dschungel (muhaha Vietnam hat indirekt dazu beigetragen xD) besser voranzukommen. Diese Technik hat der Vater des Parkours, David Belle, welcher lustiger weise auch der Sohn dieses Soldaten war, verfeinert und Parkour genannt.
Nun ist Parkour eine Kunst der Fortbewegung. Ziel ist es möglichst effizient und elegant von Punkt A zu Punkt B zu gelangen. Das, was die meisten kennen, diese ganzen krassen Saltos usw. ist Free Running. Man unterscheidet also zwischen Free Running und Parkour. Während es bei Free Running darauf ankommt, die coolsten Moves zu zeigen, werden bei Parkour auf solche unnötigen Bewegungen verzichtet. Darin erkennt man den Aspekt der Effizienz – ein Salto ist in den seltensten Fällen nützlich. Sieht halt cool aus aber das wars auch. Für mich persönlich (wie Tricking) nicht mehr als bloße Angeberei. Dass es ankommt sieht man ja – Menschen kennen nur Free Running (und halten es für Parkour) und bewundern diese unglaublichen Flüge durch die Luft.

Das eigentlich Tolle an Parkour ist jedoch die Philosophie, die dahinter steckt. Der Traceur (so werden die genannt, die Parkour „ausüben“), lernt seinen Körper einzuschätzen. Kann ich über dieses Hindernis springen und sicher aufkommen? Habe ich meinen Körper genug trainiert um gefahrlos diesen Move auszuführen?  Es geht um Respekt. Man respektiert seinen Körper und setzt ihm keine unnötigen Gefahren aus (außer Parkour selbst : D), denn schließlich ist er einem kostbar – ein verstauchter Fuß bedeutet tagelange Trainingspause (jedenfalls für den Fuß höhö), ein gebrochener Arm bedeutet wochenlange und ein gebrochenes Genick eine lebenslange Pause.  Doch nicht nur Respekt vor dem eigenen Körper – auch der Respekt vor den Gegenständen ist wichtig. Da Parkour hauptsächlich in der Stadt ausgeführt wird, springt man schon mal auf/über/an/unter Eigentum von Mitmenschen. Ein Traceur ist nie daran interessiert seine Umgebung zu beschädigen.

Parkour ist also mehr als eine Sportart. Es ist relativ jung, wissenschaftliche Studien gibt es noch kaum. Es ist nicht so wie Turnen, wo es festgelegte Bewegungen gibt. Man ist darin frei, jeder hat seinen Stil, jeder trainiert für sich – es gibt Ehrgeiz, aber kein Konkurrenzdenken. Man gibt sich gegenseitig Tipps, schaut sich von anderen den einen oder anderen Move ab, hilft anderen bei ihrer Selbsteinschätzung – die Parkourcommunity ist im Grunde toll. Ein netter Nebeneffekt ist natürlich auch die Tatsache, dass man durch Parkour ziemlich fit wird. Neben Technik kommt es auch auf Kraft an, was man nur durch hartes Training erlangt. Jedoch ist es für mich persönlich viel geiler auch ein Ziel für das Training zu haben (nämlich wie ein Irrer durch die Stadt zu jumpen), statt nur in die Muckibude zu gehen. Es ist nebenbei bei Parkour auch bei den meisten verpönt, überhaupt in der Muckibude zu trainieren. Bodyweight Exercises ist meistens die Trainingsform, die die meisten bevorzugen. Es ist natürlicher, günstiger und praktischer – man kann überall trainieren und hat sein Trainingswerkzeug immer bei sich: seinen Körper.
Ich persönlich bin darauf gekommen, weil ich nach Badminton, Fußball und Tischtennis irgendwie einen neuen Sport brauchte. Natürlich kannte ich bis dahin schon diese ganzen coolen Videos und würde sowas auch gerne können – aber ebenso natürlich gehört es zu diesen ganzen Dingen, die man irgendwann gerne machen würde, es aber doch nicht tut. Kennen wir doch alle. Na ja – zum Glück wars diesmal nicht der Fall. Aber leider nimmt mein Studium bisher so viel Zeit in Anspruch, dass ich kaum dazu komme,  meinem tollen Hobby nachzugehen. Ich kann momentan lediglich darüber schreiben und davon träumen, wie ich in meinem Ghetto durch die Gegend düse. Es ist hart, als Kind tagtäglich durch ein Spielplatz zu laufen, ohne spielen gehen zu dürfen :')

Zum Schluss habe ich noch zwei meiner Lieblingsparkourvideos:








Tschömitö!
Horst

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